Seit 60 Jahren und nun bereits in der 4. Generation kümmern sich Familie Wünsch und Ihre Mitarbeiter „rührend“ um die Rohrer Bevölkerung. Die Ära von Pistill und Fantaschale wurde in den Jahren zwar weitestgehend durch sogenannte „innovative automatische Salben-Mischsysteme“ abgelöst, jedoch hat die Kunst der individuellen Rezeptur nach wie vor nicht an Bedeutung verloren.
Die Geschichte der Apothekerfamilie Wünsch beginnt zu Anfang des 20. Jahrhunderts mit Albert Wünsch. Er gründete bereits 1901 die heute noch bestehende Stitzenburg-Apotheke in Stuttgart.
In seiner Eröffnungsankündigung sichert er seinen Kunden bereits „pharmazeutisches Wissen und Technik nach neuestem Stand und sichere coulanteste Bedienung" zu.
Diese Haltung zieht sich konsequent wie ein roter Faden durch die gesamte Entwicklung der Apothekerfamilie bis zur heutigen Apotheke Rohr.
Albert Wünsch hatte selbst keine Nachkommen und verstarb früh, bevor sein Neffe, Dr. Albrecht Wünsch (siehe Bilder unten) die Ausbildung zum Apotheker abgeschlossen hatte. Dennoch trat dieser unverzagt in die Fußstapfen des Onkels, kehrte nach Jahren in Ulm und Geislingen wieder nach Stuttgart zurück und gründete 1948 in Stuttgart-Vaihingen die Park-Apotheke.
Sicher erinnert sich noch der eine oder andere an dieses schnuckelige kleine Apothekenhäuschen in der Robert-Koch-Straße.
In den folgenden Jahren entwickelte sich der benachbarte Stadtteil Rohr so weit, dass 1951 die Zeit reif war für eine Erweiterung des Wünschschen Apothekenbetriebs. Im Gebäude der ehemaligen Post in Rohr (Schönbuchstraße 19) wurde eine Filiale der Park-Apotheke eröffnet.
Erich Wünsch (siehe Bilder unten), der Sohn von Dr. Albrecht Wünsch, stand zu diesem Zeitpunkt kurz vor Abschluss seines Pharmaziestudiums und konnte bald als Filial-Apotheker sein pharmazeutisches Wissen unter Beweis stellen. Schon damals wurde er in der Führung der Apotheke von seiner Frau Irmgard Wünsch ( siehe Bilder unten) tatkräftig unterstützt
Am 24.06.1958 wurde laut Zitat Erich Wünsch „die Belegschaft der Apotheke um einen Erbprinzen verstärkt". Ulrich Wünsch wurde geboren. In diesem Jahr fängt nun auch die Geschichte der unabhängigen Voll-Apotheke „Apotheke Rohr“ an (siehe unten).
Denn schon Mitte der Fünfzigerjahre waren die kleinen Räume der Filial-Apotheke den Anforderungen der Rohrer Gemeinde nicht mehr gewachsen und Erich Wünsch hielt Ausschau nach größeren, geeigneteren Räumen.
Am 09.12.1958 eröffnete das Ehepaar Wünsch die nunmehr von der Park-Apotheke unabhängige Apotheke Rohr im neuerbauten Haus der Familie Kaupp (Schönbuchstraße 9). Man sprach damals von einer Voll-Apotheke.
Die Apotheke konnte hier mit einer gut zugänglichen, großzügigen Offizin und einem kompletten Labor den neuesten pharmazeutischen Anforderungen gerecht werden.
Die Arzneimittel wurden damals noch nach Firmen und Darreichungsformen getrennt an verschiedenen Lagerorten aufbewahrt. Sicher ist einigen von Ihnen noch der kleine Brunnen mit der Aesculap-Schlange in Erinnerung. Er war besonders für Kinder ein Anziehungspunkt, zu Zeiten als es noch keine Kinderspielecken in den Läden gab. Leider haben wir hiervon kein Bild mehr in unseren Archiven. Sie vielleicht?
20 Jahre war die Apotheke in der Schönbuchstraße 9 fester Bestandteil des Rohrer Ortskerns. In Wünschs Apotheke bekam man alles, vom Abführmittel bis zum Zahnpulver, alles was für die Gesundheit und den täglichen Bedarf von Nöten war. Und obendrein gab es immer gute Tipps und ein paar nette Worte mit auf den Weg. War ein Erkrankter nicht mobil, brachte eine der Mitarbeiterinnen oder Frau Wünsch persönlich die Medizin eben kurz vorbei.
Erinnern Sie sich noch an einige der früheren Mitarbeiterinnen?
Nach 20 Jahren Fortschritt und Weiterentwicklung mit stetig wachsenden Anforderungen in der Pharmazie wurde es wieder eng in den Apothekenräumen. Rohr war noch ein gesundes, munteres Örtchen an der Wendeschleife der Straßenbahn- Linie 1. Im 20-Minuten-Takt wurde dadurch die Kundenfrequenz erhöht.
So war es für Erich Wünsch ein echter Glücksfall, dass in der Schönbuchstraße 15 ein Bauplatz für den Neubau eines Praxis- und Geschäftshauses frei wurde. Am 09.10.1978 konnte an diesem günstig gelegenen Standort, getreu dem traditionellen Motto „immer die modernste pharmazeutische Wissenschaft und Technik anzubieten", die heutige Apotheke Rohr eröffnet werden.
Die Arzneimittel wurden im Zuge dieses Umzugs in die zahlreichen Schubladen eines einzigen Zentralalphabets eingeordnet.
Die Verwaltung erfolgte nun durch das damals moderne Lochkartensystem. Schon 1983 kam der erste Computer in der Apotheke Rohr zum Einsatz. Ein weiterer Beleg dafür, dass bei Wünschs immer mit modernster Technik gearbeitet wurde. Wie alle Mitarbeiter wurde er sehr gut gepflegt und erhielt den liebevollen Namen „Sir James".
Am 01. Februar 1986 übergab „der Senior" Erich Wünsch die Apotheke Rohr an seinen Sohn, „den Junior" Ulrich Wünsch. Auch er wird dabei, wie einst sein Vater, tatkräftig von seiner Ehefrau Heidi Wünsch, die ebenfalls Apothekerin ist, unterstützt. Diese eröffnete aber schon ziemlich bald ihre eigene Apotheke. (Wiedereröffnung Park-Apotheke, 1990).
So musste sich Ulrich Wünsch in der Apotheke Rohr mit „seinen Damen“, wie er seine Mitarbeiterinnen liebevoll nannte, zufriedengeben, was er augenscheinlich auch stets genoss.
In der Apotheke Rohr herrscht seit jeher ein sehr angenehmes Arbeitsklima Fast alle Mitarbeiter hielten und halten über lange Jahre die Treue. Teilweise können Sie die Gesichter heute in der Apotheke Rohr noch antreffen. Da sich die Apotheke Rohr auch schon immer als Ausbildungsstätte engagiert hat und in all den Jahren zahlreiche Schüler-, Berufspraktikanten uns Hospitanten aufgenommen wurden, ist hier nur ein Bruchteil der Gesichter zu bewundern, denen Sie in den Jahren begegnet sein könnten.
Der Zeitgeist und die Mode forderten im Jahre 1992 einen Wechsel von der gediegenen dunklen Einrichtung zu einer modernen, hellen Optik, mit sehr viel mehr Platz für die neuerdings immer wichtiger werdende Warenpräsentation.
Das Kosmetikangebot wurde stark erweitert und ein separater Beratungsraum für diskrete Beratungsgespräche wurde eingerichtet.
2005 erfolgte dann der nächste und aufwändigste Umbau um eine technische Innovation in den Apothekenbetrieb zu integrieren. Die traditionellen Schubladen wurden durch einen modernen, computergesteuerten Kommissionierautomaten abgelöst, der den Namen „Amadeus“ erhielt. Hier werden Tabletten, Kapseln, Zäpfchen, Salben und vieles mehr nach dem so genannten Chaosprinzip auf kleinstem Raum optimal gelagert. Der Abruf von Ware erfolgt direkt an der Kasse. Die Mitarbeiter können sich ungestört der umfassenden Beratung der Kunden widmen und erhalten die Arzneimittel in Sekundenschnelle angeliefert. Zum Glück lässt uns Amadeus nur sehr selten im Stich.
Der letzte Umbau fand 2017 statt. Nach einer Umfrage stellte sich heraus, dass die Kunden mehr Platz für Kinderwägen, Rollstühle und Rollatoren wünschen. Ulrich Wünsch und die bereits seit Ende 2013 in der Apotheke tätige Tochter Apothekerin Verena Wünsch entschieden sich dazu, den Verkaufsraum auf Kosten des Backoffices und der doch mittlerweile überhandgenommenen Warenpräsentation großzügiger zu gestalten.
Für Kinder wurde ein Kassenplatz mit Kindertreppe eingerichtet, damit diese, wenn sie mögen, Ihre Rezepte selbstständig dem Apotheker in die Hand geben können. Für Kunden, die kurz in der Apotheke verweilen möchten oder schlecht zu Fuß sind, wurde eine gemütliche Sitzbank in die Offizin integriert.
Am 01. Februar 2018 übergab Ulrich Wünsch die Apotheke zu seiner größten Freude und mit großem Vertrauen an seine Tochter Verena Wünsch, die sich bereits seit 2013 nach dem Pharmaziestudium in Mainz und Station in Berlin hochkompetent in die Leitung der Apotheke eingearbeitet hatte. Die Frage, warum Sie sich für den Apothekenberuf entschieden hatte, beantwortete sie folgendermaßen: „Wenn mein Vater von der Arbeit heimkam, hat er immer fröhlich gepfiffen. Da dachte ich mir: So schlecht kann der Beruf des Apothekers nicht sein“
Sollten Sie Ulrich Wünsch in der Zwischenzeit vermisst haben… Er ist nach wie vor aktiv. Er hat nur die Buchhaltung übernommen, die viele Jahre von unserer wohl treuesten Mitarbeiterin stets gewissenhaft ausgeführt wurde. Isolde Jaensch, die Großtante von Verena Wünsch.
Verena Wünsch ist stolz, die Tradition fortführen zu können. Dieses Jahr (2018) hat die Apotheke Rohr Ihr 60. Jubiläum und es ist schön, sagen zu können, dass sich die Haltung der Apothekerfamilie bis heute nicht geändert hat. Wir wollen „pharmazeutisches Wissen und Technik nach neuestem Stand und sichere coulanteste Bedienung"
Bei dieser Gelegenheit will sich die Familie Wünsch auch bei allen Ihren jetzigen und ehemaligen Mitarbeitern, die die Apotheke und Ihre Werte all die Jahre mitgetragen haben bedanken!
Momentan werden in der Apotheke Rohr über 13 000 Artikel für Sie vorrätig gehalten und durch ein ausgeklügeltes Logistiksystem können nicht vorrätige Arzneimittel in aller Regel innerhalb weniger Stunden besorgt werden. Die Apotheke Rohr wird von 2 Pharmagroßhändlern je 4-mal am Tag beliefert. Die akute Versorgung der Rohrer Bevölkerung ist sehr gut gesichert, vom Pflästerchen bis zum Chemotherapeutikum erhalten Sie alles schnellstens binnen weniger Stunden in Ihrer Apotheke Rohr. Schneller als im Internet. Und sollten Sie mal nicht so gut zu Fuß sein oder anderweitig verhindert, liefert Ihnen unser Botendienst zweimal am Tag die Ware bis zur Haustür.
Im Preis mag das Internet gewinnen, beim Service mag es aufholen, vielleicht wird es auch in Zukunft ein intelligentes System für eine kompetentere Beratung via Internet geben, aber wir sind der Meinung, dass wir immer überlegen sein werden, wenn wir mit der Zeit gehen. Menschlichkeit, Vertrauenswürdigkeit und Verbindlichkeit zeichnen uns aus. Wenn uns weiterhin Zeit zum Zuhören eingeräumt wird, werden wir immer ein umfassenderes Bild über unsere Kunden haben als es Daten und Algorithmen alleine können. Daten und Algorithmen werden uns unterstützen und uns noch besser machen, uns aber nie gänzlich ersetzen können. Da sind wir uns sicher!
Beim Erstellen dieser Dokumentation hatten wir viel Spaß und einige Aha-Erlebnisse. Nebenbei stellten wir fest, dass wir alle sehr gerne in Rohr arbeiten und stolz auf die Entwicklung unserer Apotheke sind. Die Rohrer Bevölkerung ist sehr sympathisch und vielschichtig, so dass unsere Arbeit stets abwechslungsreich und herausfordernd ist. Es ist uns ungemein wichtig für unsere Rohrer Stammkunden und natürlich auch für alle anderen die erste Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden zu sein. Und dies nun schon seit 60 Jahren. Scheuen Sie sich nicht, uns herauszufordern. Wir freuen uns auf Ihren Besuch und wollen uns auch weiterhin „rührend“ um Sie kümmern. Wenn auch nicht mehr nur mit Pistill und Fantaschale.
Ihr Team der Apotheke Rohr